Donnerstag, 12. April 2012

Reiseexpressionen...

Ueber den Wolken, mit 600 km pro Stunde unterwegs. Aussentemperatur: -60 Grad Celsius. Es ist schon irre, wie schnell man auf 10000 Meter Hoehe ist, hoeher als der hoechste Berg der Erde. In lebensunmoeglichen Bedingungen hier. Und die schuetzende Atmosphaere, die so duenn nur ist, zerstoere ich gerade in dem Augenblick, indem ich mehrere Tonnen CO2 produzieren lasse. Dafuer komme ich verdammt schnell vorwaerts.
Fast nur Business-Leute auf diesem Flug, jeder schweigsam,  macht sein Ding, viele mit Laptop oder I-Pad. Aber zu arbeiten scheint niemand. Der links von mir: Kinderfotos. Der rechts: Computerspiel. Ich: Arbeiten! Weil ja meine neue Arbeit im Schreiben besteht. Da Schriftstuecke noch fuer kommende Generationen wertvoll sein koennen, ist meine Arbeit auch gerechtfertigt, wenn ich sie nicht unmittelbar jetzt fuer jemanden verrichte. Dazu muesste ich halt etwas schreiben, was auch fuer sie wichtig sein wird, ohne heute wissen zu koennen, was das ist.

So, in Duesseldorf umgestiegen, naechster Flieger: A330, ich sitze in der Mitte, viele deutsche Touristen, wenige Thai. Mir ist langweilig, weil ich keine Lust auf das mitgebrachte Buch habe, obwohl es gut zu sein scheint. Ich habe es noch immer nicht realisiert: MMag. Ich haette nicht gedacht, dass mir der Philosophie-Mag wichtiger als der wirtschaftliche sein koennte. Es war ein schoenes Gefuehl, von den Philo-Profs Glueckwuensche zu bekommen. Jetzt heisst es, die letzten 2 Jahre zu verarbeiten: Der Stress, die Hetzjagd.

Gehen wir rueckwaerts chronologisch, also quasi chronounlogisch vor: Die Pruefung, das Lernen dafuer. Das Lernen war toll. Die schoene Zeit auf der Donauinsel oder im Belvedere, sehr kontemplativ, immer alleine, bei schoenem Wetter. Aristoteles Nikomachische Ethik mal im Ganzen lesen war einfach cool und genau das, was ich machen moechte.
Davor der buerokratische Scheiss. Anrechungen, warten, bangen, ob es sich ausgeht - zwischen Zuversicht und Verzweiflung. Die Diplomarbeit: Der Frust, als der Prof. zunaechst meinte, es reiche ihm nicht. Und dann gibt er mir einen 1er drauf. Irre. Absolut Irre.
Und vorher der Stress, noch die Faecher abschliessen zu muessen: Eine phaenomenologische Arbeit und eine Pruefung ueber den Deutschen Idealismus. Das ganze gleichzeitig mit dem Vollenden der Diplomarbeit. Der Diplomarbeitsprozess war auch muehevoll, war es doch die zweite Arbeit innerhalb eines Jahres. Und gleichzeitig immer das Gefuehl dabei, mich selber zu verraten. Weil: Ich hatte mir eigentlich bei der vorhergehenden Arbeit geschworen, dass ich nie wieder etwas tun wuerde, nur weil es Schade ware, aufzuhoeren oder weil es anderen wichtig waere, sondern nur weil ich es will!

Also das letzte Semester war eigentlich cool, weil ich eben nur noch Philosophie betrieb. Dann noch die Bekanntschaften, die sich vermutlich aufgrund des vorherigen Titels ergaben und die Texte fuer die Zeitschriften. Es ist schon ein stolzes Gefuel, wenn man in Duesseldorf am Flughafen eine Zeitschrift findet, in der man selber einen mehrere Seiten langen Artikel verfasst hat. Das verspricht Gutes fuer die Zukunft. Den ersten Mag. und den damit verbundenen Stress habe ich glaube ich schon gut verdaut. Aber wenn ich zum Beispiel an die Seminararbeit zurueckdenke, die ich in den Ferien noch verfasst hatte fuer ein Seminar, welches wiederum 2 Jahre vorher stattgefunden hatte...

Jetzt habe ich also 2 Mag. und es kann sich hoffentlich bald ein groesseres Freiheitsgefuehl einstellen als ich es schon nach dem ersten verspuerte. Nur der Druck darf jetzt nicht zu hoch werden, so a la: Jetzt muss ich was Gescheites schreiben, weil ich 2 Mag. habe...

Dann muss ich mich einfach wieder nicht so ernst nehmen und mir denken: Ich weiss, dass ich nichts weiss. Und als Philosoph darf ich das auch :-)

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