Sonntag, 29. April 2012

Reiseexpressionen 3

Aufzeichnungen vom 7.April:

Endspannung auf Ko Wai. Mit dem Boot heruebergefahren. Die schoenste Aussicht der Welt, direkt am Strand, Postkartenansicht. Endlich mal Ruhe.


 Es gibt keine Strasse, nur einen kleinen Wanderweg. Keine Autos, keine Mopeds, kein Internet. Im Norden sieht man die andere Insel. Ein wenig teurer ist es hier und die Auswahl beschraenkt sich auf zwei Restaurants. Tourist zu meiner rechten hustet, er trinkt ein LEO (=thailaendisches Bier) und liest Ken Follett. Der Kellner hat lange Haare und versteht nur die Worte auf Englisch, die auch auf der Karte stehen. Sonst keine. Jetzt hat er ueberraschend eine leere Flasche unter unseren Tisch gestellt, aus der Rauch aufsteigt. Vermutlich gegen die Mosquitos. No me moleste, mosquito!

Ein ganz weisser Gecko klettert ueber das Gelaender. Ich wundere mich, dass es schon um halb sieben dunkel wird. Und so schnell. Kaum ist die Daemmerung da, ist die Sonne schon untergegangen.



Jetzt sitze ich ganz am Ende des Stegs. Er ist zusammengeschustert, vermutlich mit Holz der Insel. Beleuchtet, etwa 1,5 Meter breit. Rundherum ist nur schwarz. Schwares Meer, schwarze Nacht. Oben Sterne, in der Ferne Lichter der anderen Inseln. Es ist wie auf einer Theaterbuehne, denn die Lampen wackeln im Wind und manche Stangen werden von den Wellen bewegt. Man hoert nur das Rauschen der Brandung und leise einen Generator zur Stromerzeugung.



Was uns so fasziniert hier ist das Tierleben. Ob es ein Gecko ist, der einen grossen Kaefer verschluckt oder die unzaehligen Krabben am Strand, die sich vor uns in ungeheurer Geschwindigkeit verstecken oder der Einsiedlerkrebs, der mitten am Weg krabbelt oder der groesste Nachtfalter, den ich je gesehen habe oder ein Kollektiv an kleinen roten Spinnen, die ein Netz in meine Badehose gewebt haben - es gibt viel Faszinierendes zu sehen!






Donnerstag, 19. April 2012

Reiseexpressionen 2

Aufzeichnungen vom 1. April:

Morgen werden wir Bangkok verlassen in Richtung Sued-Osten des Landes. Das Witzige ist: Ich fuehle mich wie auf meinen Amerika Reisen. Sau-heiss, fremde Sprache, alles viel groesser hier. Wir in Wien glauben, der Milleniumtower ist hoch. Hier hingegen ist alles so hoch. Alle haben gesagt:"In Thailand ist alles ganz anders" Bisher ist eigentlich alles ziemlich gleich. Die Autos fahren schnell, die Leute schauen in der U-Bahn fad drein, sie interessieren sich fuer IPads und haben grosse Shoppingcenter, mit McDonalds und Burgerking. Aber gut - Grossstadt und 2 Tage Erfahrung, ich denke, im Detail liegt der Unterschied.

3. April:

War schon sehr relaxed. Haben gestern einen Russen gesehen, der sich in der Vollfettn ein Peacezeichen auf den Arm taetowieren liess. Ich habe vorerst entschlossen, mich nicht taetowieren zu lassen.

5.April:

Heute hatten wir einen kleinen Moped-Unfall. Die Strasse endete und ging ueber in Schotterstrasse. Wir waren ein wenig zu schnell, konnten nicht bremsen und fielen beinahe schon im Stehen rechts hin. Das Moped gab immer noch Gas, bis ich den Schluessel abzog. Der Rueckspiegel und das rechte Bremspedal zerbrach, was muehsam war, weil wir den gesamten Heimweg mit der schwachen Rueckbremse bewaeltigen mussten. Aber zum Glueck ist uns ausser Schrammen und leichten Verbrennungen nichts passiert.
Es haette schlimmer kommen koennen. So schnell kann es gehen. Wieder ein Beweis, sorgfaeltig mit der eigenen Zeit umzugehen und keinen Bloedsinn im Leben zu machen, sondern wenn etwas einem taugt, es zu machen und wenn nicht, dann nicht. Zu oft habe ich schon faule Kompromisse geschlossen, zu lange sinnlose Dinge getan, die mir wenig Spass bereiteten. Kann man einen Magister sinnlos nennen? Ich denke schon. Nur weil er fuer andere wichtig ist, muss er nicht fuer dich richtig sein.




Herrlich hier. Es regnet, ist 2 Uhr frueh, ich sitze in der Haengematte auf unserer Veranda, die Blitze zucken ueber den Himmel. Ein irres Szenario.

Es war ueberraschend fuer mich, wie wichtig die Titel fuer die Menschen sind. Seit in meinem Blog mein Titel stand, haeuften sich die Anfragen. Aber auch bezueglich Eintraegen, die ich als NichtMagister schrieb. Seit dem Mag hatte ich mehrere Interviews und 3 Artikelanfragen fuer Zeitungen. Den Leuten sind Titel wichtig. Sie beten die Wissenschaftlichkeit an. Auch, wenn ich aus Erfahrung weiss, dass die wissenschaftliche Ausbildung grottenschlecht sein kann. Dass Gehirnwaesche und Indoktrinierung so gut funktionieren koennen, ist erschreckend. Wir alle kennen das Milgram-Experiment. Aber wir sehen nicht, dass die selben Mechanismen bei uns auch ablaufen. Wir sehen die Kinder verhungern, aber glauben lieber den Menschen in den weissen Kitteln, die uns versichern, dass das gut und gerecht ist und dass wir nicht Schuld sind und eh nichts aendern koennen. Wiederum eine Erinnerung daran, dass das Projekt der Aufklaerung bei weitem noch nicht abgeschlossen ist und eventuell nie sein wird. Wie verhaelt es sich mit der Aufklaerung? Sie klaert auf. Auch hier duerfen wir uns nicht von der Entitaet taeuschen lassen sondern muessen den Prozess sehen und im Hinterkopf haben, dass alle Institutionen vergaenglich sind. Dass jeder von uns in dieses Leben geworfen wird und dass somit Aufklaerung bei jedem Menschen neu anfaengt.

Donnerstag, 12. April 2012

Reiseexpressionen...

Ueber den Wolken, mit 600 km pro Stunde unterwegs. Aussentemperatur: -60 Grad Celsius. Es ist schon irre, wie schnell man auf 10000 Meter Hoehe ist, hoeher als der hoechste Berg der Erde. In lebensunmoeglichen Bedingungen hier. Und die schuetzende Atmosphaere, die so duenn nur ist, zerstoere ich gerade in dem Augenblick, indem ich mehrere Tonnen CO2 produzieren lasse. Dafuer komme ich verdammt schnell vorwaerts.
Fast nur Business-Leute auf diesem Flug, jeder schweigsam,  macht sein Ding, viele mit Laptop oder I-Pad. Aber zu arbeiten scheint niemand. Der links von mir: Kinderfotos. Der rechts: Computerspiel. Ich: Arbeiten! Weil ja meine neue Arbeit im Schreiben besteht. Da Schriftstuecke noch fuer kommende Generationen wertvoll sein koennen, ist meine Arbeit auch gerechtfertigt, wenn ich sie nicht unmittelbar jetzt fuer jemanden verrichte. Dazu muesste ich halt etwas schreiben, was auch fuer sie wichtig sein wird, ohne heute wissen zu koennen, was das ist.

So, in Duesseldorf umgestiegen, naechster Flieger: A330, ich sitze in der Mitte, viele deutsche Touristen, wenige Thai. Mir ist langweilig, weil ich keine Lust auf das mitgebrachte Buch habe, obwohl es gut zu sein scheint. Ich habe es noch immer nicht realisiert: MMag. Ich haette nicht gedacht, dass mir der Philosophie-Mag wichtiger als der wirtschaftliche sein koennte. Es war ein schoenes Gefuehl, von den Philo-Profs Glueckwuensche zu bekommen. Jetzt heisst es, die letzten 2 Jahre zu verarbeiten: Der Stress, die Hetzjagd.

Gehen wir rueckwaerts chronologisch, also quasi chronounlogisch vor: Die Pruefung, das Lernen dafuer. Das Lernen war toll. Die schoene Zeit auf der Donauinsel oder im Belvedere, sehr kontemplativ, immer alleine, bei schoenem Wetter. Aristoteles Nikomachische Ethik mal im Ganzen lesen war einfach cool und genau das, was ich machen moechte.
Davor der buerokratische Scheiss. Anrechungen, warten, bangen, ob es sich ausgeht - zwischen Zuversicht und Verzweiflung. Die Diplomarbeit: Der Frust, als der Prof. zunaechst meinte, es reiche ihm nicht. Und dann gibt er mir einen 1er drauf. Irre. Absolut Irre.
Und vorher der Stress, noch die Faecher abschliessen zu muessen: Eine phaenomenologische Arbeit und eine Pruefung ueber den Deutschen Idealismus. Das ganze gleichzeitig mit dem Vollenden der Diplomarbeit. Der Diplomarbeitsprozess war auch muehevoll, war es doch die zweite Arbeit innerhalb eines Jahres. Und gleichzeitig immer das Gefuehl dabei, mich selber zu verraten. Weil: Ich hatte mir eigentlich bei der vorhergehenden Arbeit geschworen, dass ich nie wieder etwas tun wuerde, nur weil es Schade ware, aufzuhoeren oder weil es anderen wichtig waere, sondern nur weil ich es will!

Also das letzte Semester war eigentlich cool, weil ich eben nur noch Philosophie betrieb. Dann noch die Bekanntschaften, die sich vermutlich aufgrund des vorherigen Titels ergaben und die Texte fuer die Zeitschriften. Es ist schon ein stolzes Gefuel, wenn man in Duesseldorf am Flughafen eine Zeitschrift findet, in der man selber einen mehrere Seiten langen Artikel verfasst hat. Das verspricht Gutes fuer die Zukunft. Den ersten Mag. und den damit verbundenen Stress habe ich glaube ich schon gut verdaut. Aber wenn ich zum Beispiel an die Seminararbeit zurueckdenke, die ich in den Ferien noch verfasst hatte fuer ein Seminar, welches wiederum 2 Jahre vorher stattgefunden hatte...

Jetzt habe ich also 2 Mag. und es kann sich hoffentlich bald ein groesseres Freiheitsgefuehl einstellen als ich es schon nach dem ersten verspuerte. Nur der Druck darf jetzt nicht zu hoch werden, so a la: Jetzt muss ich was Gescheites schreiben, weil ich 2 Mag. habe...

Dann muss ich mich einfach wieder nicht so ernst nehmen und mir denken: Ich weiss, dass ich nichts weiss. Und als Philosoph darf ich das auch :-)