Freitag, 29. Juni 2012

Reiseexpressionen 5: Zurueck in der Zivilisation

Aufzeichnungen vom 30. April:

Wieder zurueck in der Zivilisation. Das Farmleben wirkt noch nach. Jetzt verstehe ich ein wenig, was Marx mit dem Wort Entfremdung gemeint haben muss. Denn alles, was wir in unserem zivilisierten Leben zu uns nehmen kommt von anderen, ist uns fremd, kommt zu uns von fremden und nicht von Bekannten. Es gibt beinahe nichts, was wir selber fuer uns anbauen oder herstellen. Wieviele Dinge sind uns wirklich bekannt, von welchen wissen wir ueber den Herstellungsprozess bescheid oder was bekommen wir von Freunden?

Interessant ist, dass man das als entfremdete Person, also als Person, die immer in der Zivilisation gelebt hat, gar nicht merkt. Erst wenn man das andere erlebt hat, wenn man naeher an der Natur lebt, selber sein Besteck herstellt, gar selber sein Essen herstellt, faellt einem auf, was Entfremdung bedeutet. Man benuetzt fremde Tische, fremde Autos, fremdes Essen, welche ueber globale Supply-chains, ueber viele Grenzen hinweg, mit mehreren Eigentuemeruebergaengen, durch viele Haende gehen.

Dann benuetzt man ein fremdes Klo, das von fremden Haenden geputzt wird. Diese Fremdheit macht erst dann Sinn, wenn man das Eigene einmal erlebt hat. Man spuert seine Ketten erst, wenn man sich bewegt. Marx musste das Andere erlebt haben, um so einen scharfen Blick fuer dieses Phaenomen zu haben.

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